Im deutschen Sprachraum leben fast zwei Millionen Menschen mit Demenz. Viele von ihnen leiden unter Apathie, im Spätstadium sind es rund 90 Prozent. Sie zeigen wenig Interesse, geben nichts von sich preis und reagieren kaum auf äussere Reize, weshalb sie selten angesprochen und schnell übersehen werden.
Im Pflegeheimalltag machen sie weder Lärm noch Ärger, als Betreuende kann man sich auch später noch um sie kümmern, wenn die unruhigen oder aggressiven Patienten versorgt sind. Diese aufgeschobene Zuwendung und das damit verbundene Ausbleiben von Sinnesreizen verstärken wiederum die Apathie – ein Teufelskreis.
In einer eigenen Welt
Brigitte Gysin, Ergotherapeutin und heute Gerontologin in der Pflegimuri, einem Zentrum für spezialisierte Pflege, kennt das Phänomen. Sie erinnert sich an eine Patientin um die achtzig, die täglich von ihrem Ehemann besucht wurde.
«Er sass neben ihr, streichelte ihre Hand, sprach mit ihr und gab ihr das Essen ein, wenn sie selbst nichts ass. Zurück kam: nichts. Keine Mimik, keine Antworten, keine Berührung.» Manchmal habe die Patientin kurz den Kopf zur Tür gedreht, wenn der Ehemann hereingekommen sei.