Sucht kennt kein Alter - demenzjournal.com

Abhängigkeit

Sucht kennt kein Alter

«Die Pflegenden bemerken, dass sich die leeren Weinflaschen in seinem Zimmer anhäufen ...» Aktives Handeln und pragmatische Zusammenarbeit lohnen sich und helfen letztlich den Betroffenen, Autonomie und Lebensqualität zu bewahren. Bild PD

Suchtprobleme bei betreuten älteren Menschen stellen Pflegefachkräfte und -Organisationen vor grosse Herausforderungen. Ein Know-how-Transfer und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind nötig, um die Früherkennung zu stärken und eine altersgerechte Versorgung zu gewährleisten.

Herr Jäggi lebt seit drei Jahren in einem städtischen Alters- und Pflegezentrum. Bereits früher hat er regelmässig Alkohol getrunken, jedoch nie mehr als zwei oder drei Gläser pro Tag.

Im Alterszentrum verhält er sich ruhig und unauffällig, findet aber keinen richtigen Anschluss. Weil er nur noch selten Besuch von Familie und Bekannten erhält, zieht er sich immer mehr zurück und verbringt seine Zeit vor allem allein im Zimmer.

Die Pflegenden bemerken, dass sich die leeren Weinflaschen in seinem Zimmer anhäufen. Während einer Teamsitzung thematisiert die zuständige Pflegefachfrau die Situation des Bewohners. Sie möchte helfen, ist jedoch unsicher, was zu tun ist und ob sie den Mann überhaupt auf seinen Alkoholkonsum ansprechen soll.

Im Team herrscht Uneinigkeit: Einige sind der Ansicht, man solle ihn doch in seinem letzten Lebensabschnitt trinken lassen und ihn nicht weiter behelligen. Andere sehen die Lebensqualität des Mannes durch den zunehmenden Rückzug und Konsum beeinträchtigt und möchten ihn dabei unterstützen, sich besser in den Heimalltag zu integrieren. Es fehlen jedoch Konzepte und Herangehensweisen, um dies zu bewerkstelligen.


Frau Anker möchte selbstbestimmt leben. Sie konsumiert seit dem frühen Erwachsenenalter Heroin, Kokain und Alkohol und befindet sich seit über 20 Jahren in einer opiatgestützten Behandlung.

Wie bei vielen langzeitlich Drogenabhängigen traten bei ihr typische Alterserkrankungen bereits viel früher auf. Sie leidet an chronischen Schmerzen, Diabetes und einer Hepatitis-C-Erkrankung.

Aufgrund eines medizinischen Notfalls ist sie in ihrer Mobilität stark eingeschränkt und hat zunehmend Mühe, das Behandlungszentrum aufzusuchen. Sie wird derzeit auf eigenen Wunsch von der Spitex versorgt.

Diese gerät aber zunehmend an ihre Grenzen.


Diese beiden Fallbeispiele zeigen einen Ausschnitt einer gesellschaftlichen Realität: Sucht kennt kein Alter. Obschon dies keine neue Erkenntnis ist, gewinnt das Thema nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung zunehmend an Bedeutung.

Wenn immer mehr Menschen älter werden, nimmt auch die Zahl der älteren Frauen und Männer mit Substanzmissbrauch oder Abhängigkeit zu. Aus Sicht der Prävention und der Suchthilfe sind ältere Menschen eine Risikogruppe für die Entwicklung von Suchtproblemen. Gemäss Schätzungen hat jede zehnte Person über 65 Jahren eine Abhängigkeit (siehe am Ende des Beitrags).

Risiko- und Schutzfaktoren

Sucht im Alter bleibt häufig unerkannt – nicht selten interpretieren die Bezugspersonen mögliche Begleiterscheinungen des Substanzkonsums, wie kognitive Beeinträchtigungen oder vermehrte Stürze, fälschlicherweise als Alterserscheinungen.

Die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung wird durch altersspezifische kritische Lebensereignisse und soziale Risiken erhöht. Hierzu gehören die Beendigung des Berufslebens, der Tod von Angehörigen, Alterserkrankungen, Immobilität aufgrund eines Unfalls, Altersarmut, der Verlust sozialer Vernetzung und Einsamkeit.

Dem gegenüber stehen eine Vielzahl an Ressourcen, über die ältere Menschen verfügen. Viele können ihr körperliches, soziales und geistiges Potenzial bis in ein hohes Alter entfalten und sich aktiv am sozialen Leben beteiligen.

Insbesondere die Partizipation am Sozialleben in der Gemeinde oder in einer Altersinstitution, Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten wirken protektiv und mindern das Suchtrisiko.

Gerade diese schützenden Faktoren gilt es auch nach der Pensionierung so weit wie möglich zu fördern und aufrechtzuerhalten.

Bezugs- und Pflegefachpersonen können hierbei eine wichtige unterstützende Rolle einnehmen.

Nicht alle älteren Menschen haben dieselben Chancen und Fähigkeiten, das Leben nach der Pensionierung aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Hierzu gehören Betroffene wie Frau Anker – polymorbide Patient/innen mit lang währender Alkohol- oder Opioidabhängigkeit, sozialer Desintegration sowie einer psychiatrischen und suchttherapeutischen Vorgeschichte.

Die Pflege von Frau Anker stellt alle Beteiligten vor grosse Herausforderungen und erfordert interprofessionelle Kooperation, damit Schadensminderung und die Erhaltung von Würde und Autonomie gewährleistet sind.

Wie damit umgehen?

Der Umgang mit Sucht in der ambulanten und stationären Alterspflege ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig.

Im Zentrum steht die betreute Person mit all ihren Ressourcen, Einschränkungen, Bedürfnissen und Wünschen. Sie hat ein Recht auf Selbstbestimmung und somit auch das Recht, riskant zu konsumieren und Hilfe zu verweigern. Andererseits hat sie das Recht auf Fürsorge und Behandlung.

Gerade in Bezug auf ein Suchtverhalten können sich hierbei – wie im Fall von Herrn Jäggi – berufsethische Spannungsfelder ergeben. Zudem sind die Grenzen zwischen risikoarmem Konsum, risikoreichem Konsum und Abhängigkeit fliessend – und letztere nicht immer klar ersichtlich.

Trotz dieser Herausforderungen: Gerade bei einer späten Suchtmanifestierung ist ein frühzeitiges Erkennen und Handeln wichtig und wirkungsvoll. Betroffene Personen können jedoch irritiert oder abweisend reagieren, wenn sie direkt auf ihr Suchtverhalten angesprochen werden.

Die Beziehung und Kommunikation mit den Suchtkranken muss so gestaltet sein, dass sie nicht stigmatisiert oder in ihrer Würde verletzt werden.

Ob und wie gut dies gelingt, ist einerseits von der persönlichen Haltung, dem Wissen und den Kompetenzen der betreuenden Pflegefachperson abhängig.

Andererseits hängt der Umgang mit Sucht massgeblich davon ab, ob sich die Institutionsleitung mit dem Thema auseinandersetzt, bereits eine gemeinsame Haltung und Betreuungskonzepte erarbeitet wurden, und ob notwendige Ressourcen bereitgestellt werden und Kooperationen mit Suchtfachpersonen bestehen.

Sensibilisierung und Weiterbildung

Eine aktuelle Bedarfserhebung des Schweizerischen Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF (Schaaf et al., 2019) zeigt, dass Institutionen und Fachpersonen der Alterspflege häufig noch nicht ausreichend auf die Betreuung von älteren Suchtbetroffenen oder von Personen mit einem Suchtrisiko vorbereitet sind.

Insbesondere zeigt die Studie einen grossen Bedarf bei der Sensibilisierung und Fortbildung von Pflegefachpersonen, bei der Entwicklung und Umsetzung praxistauglicher Präventions- und Betreuungskonzepte, bei der besseren Vernetzung und Zusammenarbeit von Suchthilfe und Alterspflege sowie der interprofessionellen Kooperation mit Medizin und Psychiatrie.

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Erfolgversprechende Massnahmen zur Früherkennung und Frühintervention (z. B. der Einsatz von Screening-Instrumenten, motivierende Gesprächsführung) bei problematischem Alkohol- oder Medikamentenkonsum älterer Menschen sind zwar vorhanden, werden jedoch in der Pflegepraxis häufig nicht eingesetzt.

Die Gründe hierfür liegen weitgehend in strukturellen Faktoren, also Zeit- und Ressourcenmangel. Zudem spielt die Haltung zu Sucht im Alter eine zentrale Rolle: Wie im Fallbeispiel dargestellt, wird die Autonomie der Betroffenen häufig so hoch gewichtet, dass keine aktiven Bemühungen für eine Verhaltensänderung gemacht werden.

Nicht zuletzt ist das Thema Sucht nach wie vor mit Tabus behaftet, weshalb Pflegefachpersonen oder Organisationen es oft vermeiden, sich damit zu befassen.

Erst wenn der Pflege- oder Heimalltag aufgrund einer Suchtproblematik gestört wird – etwa wenn eine alkoholabhängige Person gegenüber Betreuenden und Mitbewohnenden ausfällig wird oder selbstgefährdendes Verhalten zeigt –, sehen sich die Pflegeeinrichtungen gezwungen zu handeln.

Solche Krisensituationen können für die Mitarbeiter sehr belastend sein und moralischen Stress verursachen. Sie binden insbesondere dann viele Ressourcen, wenn geregelte Handlungsabläufe und Zuständigkeiten fehlen.

Das Gustav Benz Haus in Basel

Ähnliche Erfahrungen hat das Gustav Benz Haus in Basel gemacht – ein städtisches Wohn- und Pflegezentrum für alternde Menschen, das nicht auf suchtbetroffene Personen spezialisiert ist und über keine suchtspezifische Abteilung verfügt.

Nachdem die Mitarbeitenden vermehrt mit suchtbetroffenen Bewohner/innen konfrontiert worden sind, hat die Leitung in einem ersten Schritt die Kooperation mit der Suchthilfe gesucht. Eine interprofessionelle Arbeitsgruppe unter Leitung des Fachverbands Sucht hat in der Folge ein Betreuungskonzept zum Umgang mit Sucht entwickelt.

Das Konzept «Genuss, Suchtmittelkonsum und Abhängigkeiten in Alterszentren» gibt den Institutionen aus dem Pflege- und Betreuungsbereich und ihren Mitarbeitenden einen inhaltlichen und formalen Rahmen im Umgang und in der Betreuung älterer oder alternder Menschen mit Suchtproblematiken.

Das Konzept wurde vom Fachverband Sucht in enger Zusammenarbeit mit dem Gustav Benz Haus unter Mitwirkung von Expertinnen und Experten aus der Alterspflege, -betreuung und Suchthilfe entwickelt. Als Musterkonzept dient es Alterszentren in allen Schweizer Kantonen als Grundlage für die Entwicklung eigener Betreuungskonzepte.

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Das Konzept wurde im März 2019 im Gustav Benz Haus implementiert. Die in den Workshops erarbeitete Haltung wird in den Teams «Pflege und Betreuung»«Aktivierung»«Hotellerie» und «Küche» gelebt – unter anderem, indem der Thematik in den bestehenden internen Gefässen der Pflege und Betreuung Raum gegeben wird.

Auch neue Zuständigkeiten und Gefässe wurden geschaffen: In allen Teams wurden  «Thementrägerinnen und -träger» bestimmt, die sich regelmässig zur Besprechung der konkreten Fälle –beziehungsweise der aktuellen Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Betreuung älterer Menschen mit Abhängigkeiten – treffen und sich gezielt in der Thematik fortbilden.

Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Suchthilfe Region Basel wurde vertieft. Diese wird bei Runden Tischen zu «schwierigen» Fällen, wo Sucht eine Rolle spielt, beigezogen.

Je nach Bedarf bietet die Suchtberatung Sprechstunden für Bewohner/innen vor Ort an.

Diese Form der interprofessionellen Zusammenarbeit führt zu einer Verbesserung der Versorgung und soll aus Sicht der beteiligten Institutionen unbedingt verstetigt werden.

Eine wichtige Grundlage dazu bildet das Konzept, dessen nachhaltige Umsetzung in der Praxis des Heimalltags von entscheidender Bedeutung ist und als Beispiel guter Praxis anderen Alterszentren wichtiges Erfahrungswissen zur Verfügung stellt.

Interprofessionelle Kooperation

Älteren Menschen mit Suchtproblemen zu helfen, ist eine komplexe Aufgabe: Es bedarf sowohl alters- als auch suchtspezifischen Fachwissens sowie der Bündelung und Koordination der medizinisch therapeutischen, pflegerischen und psychosozialen Massnahmen (Wiesbeck, 2017).

Dies gelingt nur, wenn alle beteiligten Berufssparten eng zusammenarbeiten und kommunizieren und die Kooperation institutionell verbindlich geregelt ist. In der Schweiz existieren – neben dem zuvor präsentierten Praxisbeispiel – weitere gute Praxismodelle, an welchen sich Pflegeeinrichtungen orientieren können.

Gemäss einer Befragung von Infodrog verfügt rund ein Drittel von 146 befragten Suchtfachstellen über spezifische Angebote, die sich an Fachpersonen oder Institutionen der Alterspflege (Spitex, Wohn- und Pflegeheime) richten – zumeist Fortbildungen, Beratung und Begleitung zum Umgang mit Sucht, Unterstützung bei der Entwicklung einer institutionellen Haltung sowie bei der Erarbeitung von Konzepten und Arbeitsinstrumenten.

Bislang nur vereinzelt angeboten werden aufsuchende Suchtberatung in Zusammenarbeit mit der Spitex oder Suchtsprechstunden in Alterszentren – Erfahrungen mit solchen Angeboten fallen gemäss der Befragung jedoch positiv aus.

Konkrete Praxisbeispiele und geeignete Instrumente, darunter auch das beschriebene Betreuungskonzept sowie weitere Praxisleitfäden, werden laufend auf der Wissensplattform alterundsucht.ch von Infodrog dokumentiert.

Um eine optimale Versorgung von Betroffenen zu gewährleisten, die an einer langzeitlichen Abhängigkeit von illegalen Suchtmitteln leiden, bedarf es einer pragmatischen Kooperation von Institutionen der Suchthilfe mit Institutionen der medizinischen Grundversorgung und/oder der Alterspflege.

Beispiele hierfür sind Zusammenarbeitsmodelle zwischen Heroin-/substitutionsgestützter Behandlung mit Pflegeorganisationen, welche jedoch nur in wenigen Kantonen umgesetzt werden.

Ausblick

Das Thema Alter und Sucht wird alle beteiligten Professionen und Institutionen weiterhin beschäftigen. Neben dem Alkoholmissbrauch im Alter sowie der chronischen Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln erfordern auch bislang wenig beachtete Probleme wie Spielsucht oder der Konsum illegaler psychoaktiver Substanzen eine vertiefte Auseinandersetzung.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor liegt – wie beschrieben – in der verstärkten interprofessionellen Kooperation auf lokaler Ebene. Daneben sind aber auch die kantonalen Behörden und politische Entscheidungsträger gefordert, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für die Verbesserung der Versorgung der Betroffenen zu schaffen.

«Information über Demenz bleibt zentral demenzjournal.com leistet einen wichtigen Beitrag dazu.»

Felix Gutzwiller, Sozial- und Präventivmedinziner, alt-Ständerat

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Damit dies alles gelingt, sind Grundlagenarbeit, Sensibilisierung und Vernetzung der relevanten Akteure notwendig. Die Fachverbände und nationale Stakeholder wie Infodrog nehmen hier eine zentrale Rolle ein.

Grundlagenarbeit ist auch bezüglich ethischer Aspekte und Haltungsfragen im Umgang mit Sucht notwendig. Neben dem beschriebenen Betreuungskonzept erarbeitet der Fachverband Sucht in einer laufenden Kooperation mit dem SBK berufsethische Empfehlungen zum Umgang mit älteren Menschen mit Abhängigkeit. Die Empfehlungen werden im Herbst 2019 publiziert.

Wie ging es weiter mit Herr Jäggi und Frau Anker?

Das Alterszentrum, wo Herr Jäggi betreut wird, hat eine Kooperation mit einer lokalen Suchtfachstelle aufgebaut. Im Rahmen dieser Kooperation bieten externe Suchtexperten innerhalb des Alterszentrums Sprechstunden für die Bewohnenden an, die Herr Jäggi nach anfänglicher Skepsis auch genutzt hat.

Die Beratungsstunden und die ressourcenorientierte Unterstützung seitens der betreuenden Pflegefachleute haben ihn dazu motiviert, vermehrt wieder seinen Hobbys nachzugehen, Klavier im Musikraum zu spielen und längere Spaziergänge mit andere Bewohnern zu unternehmen.

Damit konnte er einen Teil der Leere füllen, die er zuvor mit Alkoholkonsum zu kompensieren versucht hatte, und infolgedessen gelang es ihm den Alkoholgebrauch reduzieren.

Frau Anker durfte – wie sie sich gewünscht hat – weiter in ihrem Zuhause und ihrem angestammten Quartier wohnen bleiben. Die Kooperation zwischen betreuendem Spitexdienst und der lokalen Heroinabgabestelle machte es möglich, das benötigte Diacetylmorphin unter suchtmedizinischer Aufsicht durch die Spitex zu ihr nach Hause zu liefern.

Beide Beispiele zeigen: Aktives Handeln und pragmatische Zusammenarbeit lohnen sich und helfen letztlich den Betroffenen, Autonomie und Lebensqualität zu bewahren.


Dieser Beitrag erschien in der Zeitschrift «Krankenpflege» des SBK (Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner), Nr.8/2019. Herzlichen Dank an die Redaktion für die Gelegenheit der Zweitverwertung! 


Zahlen und Fakten


Das Suchtmonitoring des Bundesamtes für Gesundheit BAG zeigt, dass rund ein Viertel aller Personen im Rentenalter täglich oder fast täglich Alkohol konsumieren. 7,1 Prozent der Männer und Frauen im Alter von 65 bis 74 Jahren weisen einen chronisch-risikoreichen Alkoholkonsum auf, d. h. sie trinken mehr als drei respektive zwei Gläser Alkohol pro Tag.

Auch die chronische Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, bei Frauen mehr als bei Männern: Jede zehnte Frau ab 70 Jahren nimmt fast täglich solche Medikamente ein.

Bei der Einschätzung, wie risikoreich der Konsum ist, müssen altersspezifische körperliche Veränderungen berücksichtigt werden. Alkohol und Medikamente wirken im älteren Körper aufgrund des geringeren Flüssigkeitsanteils stärker, zudem braucht die Leber länger für den Abbau. Auch vorhandene körperliche Erkrankungen oder Medikationen erhöhen die Gesundheitsrisiken. Selbst bisher gewohnte Konsummengen können schneller zu körperlichen Schädigungen oder Unfällen führen.