Die Investition in die eigene Gesundheit ist damit doppelt verzinst, weil die positive Veränderung des Lebensstils nicht nur das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch neuronaler Erkrankungen verringern kann.
Bild Mara Truog
In Schulungen, Fortbildungen, Informationsveranstaltungen und individuellen Gesprächen zum Thema Demenz wird immer auch gefragt, was man selbst tun kann, um einer demenziellen Erkrankung vorzubeugen und das Risiko einer Erkrankung zu verringern.
In den vergangenen zwei Jahren sind genau zu diesem Thema wegweisende Studienergebnisse veröffentlicht worden, die konkrete und evidenzbasierte Empfehlungen hierzu ermöglichen – zum Beispielin Bezug auf Ernährung in Verbindung mit körperlicher, geistiger und sozialer Aktivität.
Die Expertenkommission der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» geht zudem davon aus, dass sich theoretisch weltweit ein Drittel der Demenzerkrankungen durch eine Veränderung der individuellen Lebensweisen und -risiken vermeiden lassen1.
Ganz so einfach ist die Realität leider nicht – aber gerade deshalb ist es sinnvoll, niedrigschwellig und wissenschaftlich fundiert über Ansätze der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention zu informieren.
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Auf Initiative des Expertenzentrums Demenz in Flandern haben sich deshalb Organisationen aus Norwegen, den Niederlanden, Deutschland, Belgien und Luxemburg zusammengeschlossen und gemeinsam zum Welt-Alzheimertag mit der Informationskampagne «SaniMemorix» auf Präventionsmöglichkeiten demenzieller Erkrankungen aufmerksam gemacht.
Die Informationskampagne besteht aus zwei Bausteinen:
1. «Impfstoffschachteln», die einen gedruckten Tablettenstreifen enthalten, der zehn relevante Lebensweisen (wie körperliche und geistige Aktivität) und -risiken (Alkoholkonsum, Rauchen) aufführt, die sich individuell beeinflussen lassen.Bild 1
Der Beipackzettel enthält kurze Informationen, wie sich durch eine Veränderung des persönlichen Lebensstils das individuelle Risiko demenzieller Erkrankungen beeinflussen lässt sowie ausgewählte Testimonials von prominenten Unterstützern der Informationskampagne.
2. Die Internetseite www.sanimemorix.eu, die in sechs Sprachen verfügbar ist. Dort wird zunächst ein Informationsfilm gezeigt.
Auf den weiteren Seiten sind für verschiedene Lebensstile die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und zentrale Zusammenhänge zur Prävention demenzieller Erkrankungen dargestellt.
Insgesamt wurden 100.000 Impfstoffschachteln zum Welt-Alzheimertag verteilt. In Deutschland wurde die Kampagne durch die Landesinitiative Demenz-Service NRW und das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) umgesetzt.
Die Impfstoffschachteln wurden in Fussgängerzonen, bei Veranstaltungen und Schulungen, an Bahnhöfen, in öffentlichen Parks und Plätzen verteilt.
Das Verteilen der Schachteln war häufig der Ausgangspunkt für weitergehende, zum Teil sehr persönliche Gespräche.
Für viele Menschen sind die grundlegenden Informationen nicht neu, überraschend ist jedoch für die meisten, dass ebendiese einfachen Hinweise – «wenig sitzen», «nicht viel Alkohol», «soziale und körperliche Aktivität» – auch das individuelle Risiko einer demenziellen Erkrankung beeinflussen können.
Die Investition in die eigene Gesundheit ist damit quasi doppelt verzinst, weil die positive Veränderung des Lebensstils nicht nur das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch neuronaler Erkrankungen verringern kann.
Ärztinnen und Ärzte berichteten beispielsweise, dass es sie oft vor eine grosse Herausforderung stellt, generell zum Thema Demenz zu informieren, weil häufig Zeit und einfache Informationen fehlen und das Thema Demenz nach wie vor sehr angst- und schambesetzt ist.
Eine pflegende Angehörige hat uns gefragt, wieso ihr Partner denn überhaupt an einer Demenz erkranken konnte, sie haben doch immer gesund und aktiv gelebt. Genau dies zeigt die Herausforderung im Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse.
Auch wenn valide wissenschaftliche Studien vorliegen, lassen sich die Ergebnisse nicht immer auf jeden Einzelfall übertragen.
Es braucht jetzt und in Zukunft Information, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit zu wegweisenden wissenschaftlichen Ergebnissen, aber eben auch die persönliche Ansprache und den Dialog.
1 Livingston, G.; Sommerlad, A.; Orgeta, V.; Costafreda, S.G.; Huntley, J.; Ames, D.; Ballard, C.; Banerjee, S.;Burns, A.; Cohen-Mansfield, J.; Cooper, C.; Fox, N.; Gitlin, L. N.; Howard, R.; Kales, H. C.; Larson, E. B.; Ritchie, K.; Rockwood, K.; Sampson, E. L.; Samus, Q.; Schneider, L. S.; Selbæk, G.; Teri, L.; Mukadam, N. (2017): Dementia prevention, intervention, and care. In: Lancet, 390, 2673–734.
Wir danken dem medhochzwei-Verlag für die Gelegenheit der Zeitverwertung dieses Beitrags, der in der Zeitschrift Pro Alter 4/18 erschienen ist.
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