Zum 30-Jahr-Jubiläums von Alzheimer Schweiz gibt die Sonderausgabe von «Reportagen» Einblick in ganz unterschiedliche Facetten, welche die Demenzerkrankung Alzheimer privat und gesellschaftlich mit sich bringt. Einfühlsame Porträts von Betroffenen, Angehörigen und Betreuenden stehen neben starken Erzählungen rund um Alzheimer am Arbeitsplatz, im Gefängnis, im Heim.

Das Magazin «Reportagen».Bild PD

Es geht dabei um Liebe, Betrug, Drama und trotz allem immer wieder um Momente des Glücks. Abgerundet werden die Reportagen mit Experteninterviews.

«Mit dieser Sonderausgabe beleuchten wir Facetten des Lebens mit Demenz und wollen damit zu mehr Verständnis für die Betroffenen beitragen», sagt Stefanie Becker, Geschäftsleiterin von Alzheimer Schweiz (ehem. Schweizerische Alzheimervereinigung).

Auf 128 Seiten zeigen sechs preisgekrönte Reportagen, Buchauszüge und Interviews mit den Autorinnen und Autoren die ganze Vielfalt der Perspektiven, die ein Leben mit Demenz mit sich bringen kann.

Diese werden ergänzt durch ein Expertengespräch mit einem der angesehensten Alterspsychiater der Schweiz sowie beeindruckenden persönlichen Berichten von Demenz betroffener Personen, die offen über ihre Krankheit sprechen.

Eine spannende Zusammenstellung, die nichts weglässt und nichts hinzufügt, sondern zeigt, wie es ist: das Leben mit einer Demenzerkrankung in all seiner Vielschichtigkeit. Unter anderen findet man in «Reportagen» Geschichten und Interviews folgender Autoren:

Claas Relotius gewinnt mit der Reportage «Der Mörder als Pfleger» den Deutschen Reporterpreis 2013 für die beste Reportage … einen unter vielen weiteren. Erstaunlich, wie die Betreuung von Demenzkranken das Beste – selbst in einem verurteilten Mörder – hervorbringen kann.

Arno Geiger wird 2018 von der Stiftung Joseph Breitbach und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz der Joseph-Breitbach-Preis 2018 für sein literarisches Gesamtwerk verliehen.

Arno Geigers Buch «Der alte König in seinem Exil» ist nicht nur erstklassige Literatur, sondern vermittelt auch viel Wissen über die Begleitung von Menschen mit Demenz. Hier finden Sie eine Hörprobe.

In einem Spiegel-Interview über die Demenz seines Vaters sagt Arno Geiger: «Diese finsteren Beschreibungen von Demenz andernorts waren kein guter Ratgeber für uns. Ich habe am Anfang nur die Schrecken gesehen. Ich wollte davon laufen. Über die Jahre haben wir gelernt, dass weiterhin etwas wie Normalität möglich ist. Und auch Glücksmomente.»

Margrit Sprecher ist die Grande Dame der Schweizer Reportage. Sie ist überhäuft mit Auszeichnungen und hat eine grosse Fangemeinde. Ihre Reportagen erscheinen unter anderem in Die Zeit und im NZZ Folio sowie in Sammelbänden bei Suhrkamp und Ammann. 2016 erhielt sie den «Swiss Press Award» für ihr Lebenswerk.

Dass Demenz auch jüngere Menschen treffen kann, ist wenig bekannt. Margrit Sprecher lässt in «Reportagen» den Manager einer Grossbank und eine Lehrerin zu Wort kommen, die sich selbst nicht mehr kennen, deren Umfeld am Arbeitsplatz aber ganz unterschiedlich damit umgeht.

Beate Lakotta berichtete über zehn Jahre lang als Wissenschaftsredakteurin des SPIEGEL über Medizinethik, Psychologie, Psychiatrie und Neurowissenschaften. Sie schreibt über Menschen in Grenzsituationen des Lebens: Intersexualität, Spätabtreibung, Sterbehilfe.

2011 erhielt sie für das Spiegel-Gespräch «Ein Leben wie im Fegefeuer» mit dem an Alzheimer erkrankten Psychologieprofessor Richard Taylor den Deutschen Reporter-Preis für das beste Interview. Das «Coming-Out» des an Alzheimer erkrankten Taylor gilt nicht umsonst als Meilenstein in der Aufklärungsbewegung zu Demenz: Er war einer der ersten, der sich traute.

Quelle SRF/YouTube