Auch jüngere Personen können an Demenz erkranken. Diese stehen meist noch im Arbeitsleben. Weil noch wenig bekannt ist, dass Demenz auch jüngere Menschen treffen kann, ist die Diagnosestellung meist schwierig und langwierig. Fehldiagnosen wie Depression oder Burnout sind häufig.
Betroffene durchlaufen einen schwierigen und oft schmerzhaften Prozess, bis sie endlich Klarheit darüber haben, was mit ihnen los ist. Dabei werden Auffälligkeiten oft schon früh von Arbeitskolleginnen und -kollegen oder von den Vorgesetzten entdeckt.
Aber diesen gelingt es ebenso wenig wie den Menschen mit Demenz, ihre Beobachtungen richtig einzuordnen. Dies führt zu Unsicherheiten auf beiden Seiten und erhöht die Wahrscheinlichkeit von unangemessenen Reaktionen.
Frau Schneider, 53 Jahre: «Ich war in einer unteren Kaderposition tätig und hatte immer mehr Mühe, Termine einzuhalten und meine Arbeit zu planen. Die Ursachen für meine Schwierigkeiten wurden nie richtig abgeklärt, da man an ein Burnout oder eine Depression dachte. Überfordert von der Situation und zugleich ohne externe Unterstützung, reichte ich die Kündigung ein. Damit fiel ich aber zwischen die Maschen der Sozialversicherungen: Ich erhielt weder eine Lohnfortzahlung noch Arbeitslosengeld und auch (noch) keine IV-Rente. In der Folge hatte ich grosse finanzielle Schwierigkeiten, die sich zu den schon bestehenden anderen Problemen gesellten.»
Mögliche Auswirkungen einer Demenzerkrankung auf die Arbeitsfähigkeit
- Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses (Aufgaben vergessen, mit denen man beauftragt wurde, Dinge nicht wiederfinden),
- Schwierigkeiten beim Verständnis und bei der Planung von Abläufen,
- Mühe, logische Schlussfolgerungen zu ziehen,
- Schwierigkeiten, das Funktionieren von Geräten zu verstehen und neue Dinge zu erlernen (z. B. am Computer),
- grösserer Zeitbedarf zur Erledigung von Aufgaben,
- rasche Ermüdung, Schwankungen der Tagesform,
- punktuell fehlende Aufnahmefähigkeit und Konzentration,
- Wortfindungsstörungen,
- Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten, mangelnde «Initiative».
Herr Schorderet, 61 Jahre: «Nach mehreren Jahrzehnten Berufstätigkeit fiel es mir im ersten Augenblick schwer, wegen der unerwarteten Diagnose Alzheimer mit der Arbeit aufzuhören. Mit der Diagnose wurde ich sozusagen ‹arbeitslos›. Aber letztlich war der Entscheid für mich richtig. Ich war aufgrund der grossen Verantwortung und des Arbeitsdrucks sehr erleichtert, nicht mehr arbeiten zu müssen. Eine neue Tagesstruktur zu finden war nicht schwierig. Zusammen mit meiner Frau bilde ich Blindenführerhunde (Welpen) aus. Täglich zwei grosse Spaziergänge mit integrierten Gehorsamsübungen für die Hunde fordern mich und zeigen mir, dass ich trotz Alzheimer noch etwas sehr Sinnvolles leisten kann.»
Auf die Betroffenen zugehen
- Haben Angestellte im Alter zwischen 40 und 65 Jahren zunehmend Probleme bei der Erledigung von Aufgaben, vergessen sie Termine oder haben sie Schwierigkeiten, ihre Anliegen zu formulieren, kann dies eventuell auf eine Demenzerkrankung zurückzuführen sein.
- Suchen Sie das Gespräch mit der Arbeitnehmerin bzw. dem Arbeitnehmer, um die Schwierigkeiten zu thematisieren. Vielleicht braucht es hierzu mehrere Anläufe.
- Ein guter Ausgangspunkt für die Diskussion kann die Frage sein, ob die betroffene Person selbst Veränderungen an sich bemerkt hat.
- Die betroffene Person befindet sich in einer äusserst schwierigen Situation. Zeigen Sie Verständnis.
- Informieren Sie sich auf der Webseite von Alzheimer Schweiz ausführlicher über Demenzkrankheiten oder fragen Sie beim nationalen Alzheimer-Telefon um Rat (auch anonym): www.alz.ch, 058 058 80 00 (8.00–12.00, 13.30–17.00 Uhr).
Eine Demenzerkrankung bedeutet gerade am Anfang nicht den Verlust sämtlicher Fähigkeiten. Es kann durchaus sein, dass die berufstätige Person eine andere Aufgabe weiterhin selbständig ausführen kann. Demenzkranke Mitarbeitende sollen daher in einer angepassten Form weiterhin berufstätig bleiben können, solange ihr Gesundheitszustand dies zulässt.