alzheimer.ch: Was machst du am Tag der Pflege?
Jim Ayag: Ich werde im Spätdienst arbeiten. Vorher wird auf Social Media einiges los sein. Verschiedene Imagekampagnen werden kommen, wir werden Posts machen zu mehreren Projekten. Ich darf aber noch nichts verraten.
Euer Heim dürfte jetzt durchgeimpft sein. Hat sich die Situation entspannt?
Ja, auf jeden Fall. Ich fühle mich sicherer, die Arbeit ist entspannter geworden – aber ich denke, das empfindet jeder anders. Natürlich sind noch viele Angehörige nicht geimpft, da besteht noch ein Risiko.
Viele Angehörige verstehen nicht, dass Besuche nach wie vor sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich sind …
Solche Fragen stellen wir unter Kolleginnen und Kollegen auch. Warum müssen wir noch Masken tragen und uns testen lassen, wenn wir alle geimpft sind? Warum sind die Besuche so eingeschränkt? Es besteht eben noch immer ein Risiko.
Es sind ja nicht alle Angehörigen geimpft. Unter ihnen gibt es auch Impfgegner und Querdenker, die das alles für Humbug halten. Auch wenn die Impfung einen schweren Verlauf verhindert, will man trotzdem keine Coronafälle haben in einer stationären Einrichtung.
Was denkst du: Wann werden wir wieder normal leben und arbeiten können?
Hier in der Bundesrepublik wird jetzt darüber gesprochen, dass Geimpfte die Grundrechte zurückbekommen. Es ist verständlich, dass ganz scharf diskutiert wird. Es kann ja nur Privilegien geben, wenn die Impfdosen für jeden da sind, sonst wäre es unfair.
Manchmal denke ich: Nee, komm jetzt, ich hab mich impfen lassen und jetzt will ich auch wieder in die Normalität.
Ich hab vorhin noch mit meinem Mann darüber gesprochen, dass ich halt dieses innerliche Bedürfnis habe, einfach alles normal haben zu wollen. Ich hoffe, dass bis Ende Jahr ein bisschen Normalität zurückkommt. Wir sollten uns aber auch bewusst sein, dass wir teilweise auf ganz hohem Niveau stöhnen – siehe zum Beispiel Indien.
Du «verkaufst» deinen Beruf positiv und humorvoll. Warum bist du Pfleger geworden?
Ich bin in einer Pflegefamilie gross geworden. Meine Eltern sind Altenpfleger, meine Mutter noch aktiv, mein Vater mittlerweile in Rente, meine Geschwister sind auch in der Altenpflege. Zuerst hatte ich Vorurteile und wollte wie viele andere nicht in diesen Beruf. Ich machte dann psychosoziale Betreuung im psychiatrischen Bereich. Ich merkte aber, dass es mich ins Pflegerische zieht. Ein innerliches Gefühl bestätigte mir, dass ich mich richtig entschieden habe.