Viele Erkrankte, viele Tote, Ausnahmezustand in der Pflege, Uneinigkeit in Politik und Bevölkerung, Einschränkungen, Besuchs- und Reiseverbote: Die Litanei könnte noch viel länger sein. Besonders alte und/oder kranke Menschen und Mitarbeitende des Gesundheitswesens hatten 2020 Grund zum Klagen.
Dabei hatte es doch gut angefangen, das Jahr der Pflege. Es gab Aufmerksamkeit in den Medien und der Politik. alzheimer.ch erinnerte in einem Beitrag an die Pionierin Florence Nightingale, die so viele Menschen inspiriert und die Pflege auf ein höheres Niveau gehoben hatte.
Im Frühling kamen Corona, Applaus von den Balkonen und Nachbarschaftshilfe. Schliesslich führte die Ignoranz gewisser Bevölkerungs- und Politikergruppen ins Chaos. Dann kamen auch noch die arroganten Dummköpfe, die Fakten und Märchen nicht auseinanderhalten können und mehrere Berufsgruppen pauschal als Lügner darstellten.
«In einer Krise wird das Besondere normal und das Normale besonders.» Monika Kühn-Görg
Die Mitarbeitenden von Spitälern und Heimen gehen ein hohes Risiko ein. Die Chance, sich mit dem Virus anzustecken, ist bei ihnen sieben Mal höher als beim Normalbürger. Ein Gesundheitssystem, das schon länger krank ist, wird seit Monaten überfordert. Nur dank dem grossen Engagement der Mitarbeitenden können die vielen Erkrankten weiterhin angemessen gepflegt und behandelt werden.
Doch lange wird dies nicht mehr möglich sein. Und ein Ende des Ausnahmezustandes – Impfung hin oder her – ist nicht wirklich in Sicht. Im besten Fall eine Entspannung, wenn es wieder wärmer wird.
Das Jahr der Pflege ist jetzt zu Ende gegangen – und man fragt sich, wer das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat.
Der Plot taugt im besten Fall für einen B-Film. Gejammer bringt nichts. Das wurde mir vor ein paar Tagen wieder einmal so richtig bewusst, als ich mit dem 31-jährigen Guido telefonierte. Er wirkte überaus freundlich, positiv und lebendig. Da er zur Risikogruppe gehört, durfte ich ihn nicht besuchen. Das hätte ich gerne gemacht, weil ich ein Porträt über ihn schreiben soll.