Bitte nicht vergessen! - demenzjournal.com

Neujahr 2021

Bitte nicht vergessen!

Was bringt uns das neue Jahr? Bild Daniel Kellenberger

Das Jahr der Pflege ist kein Jahr zum Vergessen, dafür hat es zu viele Fragen aufgeworfen. Nun müssen wir die richtigen Antworten finden, damit es Kranke, Angehörige und Pflegende künftig besser haben.

Viele Erkrankte, viele Tote, Ausnahmezustand in der Pflege, Uneinigkeit in Politik und Bevölkerung, Einschränkungen, Besuchs- und Reiseverbote: Die Litanei könnte noch viel länger sein. Besonders alte und/oder kranke Menschen und Mitarbeitende des Gesundheitswesens hatten 2020 Grund zum Klagen.

Dabei hatte es doch gut angefangen, das Jahr der Pflege. Es gab Aufmerksamkeit in den Medien und der Politik. alzheimer.ch erinnerte in einem Beitrag an die Pionierin Florence Nightingale, die so viele Menschen inspiriert und die Pflege auf ein höheres Niveau gehoben hatte.

Im Frühling kamen Corona, Applaus von den Balkonen und Nachbarschaftshilfe. Schliesslich führte die Ignoranz gewisser Bevölkerungs- und Politikergruppen ins Chaos. Dann kamen auch noch die arroganten Dummköpfe, die Fakten und Märchen nicht auseinanderhalten können und mehrere Berufsgruppen pauschal als Lügner darstellten.

«In einer Krise wird das Besondere normal und das Normale besonders.» Monika Kühn-Görg

Die Mitarbeitenden von Spitälern und Heimen gehen ein hohes Risiko ein. Die Chance, sich mit dem Virus anzustecken, ist bei ihnen sieben Mal höher als beim Normalbürger. Ein Gesundheitssystem, das schon länger krank ist, wird seit Monaten überfordert. Nur dank dem grossen Engagement der Mitarbeitenden können die vielen Erkrankten weiterhin angemessen gepflegt und behandelt werden.

Doch lange wird dies nicht mehr möglich sein. Und ein Ende des Ausnahmezustandes – Impfung hin oder her – ist nicht wirklich in Sicht. Im besten Fall eine Entspannung, wenn es wieder wärmer wird.

Das Jahr der Pflege ist jetzt zu Ende gegangen – und man fragt sich, wer das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat.

Der Plot taugt im besten Fall für einen B-Film. Gejammer bringt nichts. Das wurde mir vor ein paar Tagen wieder einmal so richtig bewusst, als ich mit dem 31-jährigen Guido telefonierte. Er wirkte überaus freundlich, positiv und lebendig. Da er zur Risikogruppe gehört, durfte ich ihn nicht besuchen. Das hätte ich gerne gemacht, weil ich ein Porträt über ihn schreiben soll.

Es stellte sich heraus: Er war vor fünf Jahren dem Tod von der Schippe gesprungen. Eine sehr hoch dosierte Chemotherapie, die sein Leben rettete, schädigte sein Immunsystem und seinen Kreislauf.

Doch der Mann macht das Beste draus: Er ist in seinem «Gefängnis» zu einem der besten E-Sportler der Welt geworden. Er ist voller Lebensmut und Plänen. Und da gibt es Leute, die sich über Maskentragepflicht und Einschränkungen aufregen. Welch ein Luxus, wenn man solche Probleme hat, sagt Guido.

Alles in allem ist 2020 kein Jahr zum Vergessen, sondern ein Jahr, das vieles aufgedeckt und in Frage gestellt hat. Das neue Jahr bietet viele Gelegenheiten, es besser zu machen. Dazu der Schriftsteller Max Frisch:

Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben Glück, Kraft und Gesundheit im neuen Jahr!

Ach ja, ein kleiner Jahresrückblick in eigener Sache sei in diesem Beitrag noch gestattet: alzheimer.ch verzeichnete im 2020 fast eine Million Klicks. Fast eine halbe Million Menschen informierten sich auf unserer Plattform. Seit dem Start im Mai 2016 besuchten 951’983 Menschen alzheimer.ch.

Unsere erfolgreichsten Beiträge im Jahr 2020 waren:

Das Team von alzheimer.ch bedankt sich herzlich bei Ihnen, unseren Förderern, Partnern und Spendern!

Unsere Redaktion: Viktoria Hug, Denise Azzini, Marcus May, Michael Schmieder, Martin Mühlegg.

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2020 verzeichnete alzheimer.ch fast doppelt so viele Besucher wie im Vorjahr.alzheimer.ch