Die Konsequenzen ziehen - demenzjournal.com

Wie weiter?

Die Konsequenzen ziehen

«Ich bin der Meinung, dass wir jetzt die Konsequenzen ziehen müssen und Arbeitgeber, die uns in der Krise weder geschützt noch gestützt haben und uns jetzt auch noch verarschen, oder netter ausgedrückt, für dumm verkaufen wollen, verlassen sollten.» Bild Eve Kohler

Langsam kehrt in den Gesundheitsbetrieben wieder so etwas wie Normalität ein. Wir tragen einen Mundschutz, bemühen uns als Team die Abstandsregeln einzuhalten und wenn einer unserer Patienten Symptome hat, testen wir und isolieren prophylaktisch.

Dennoch ist der Alltag wieder da. Dies erlaubt uns, zurückzublicken und genauer hinzuschauen. Es ist nun an der Zeit, uns mit dem Verhalten unserer Arbeitgeber auseinanderzusetzen. Ich denke, es sagt viel über die Qualität des Arbeitgebers aus, wie er mit dieser aussergewöhnlichen Situation umgegangen ist. Als Arbeitnehmer an der Basis sollte sich jeder die Frage stellen:

Hat mich mein Arbeitgeber ausreichend geschützt?

Damit meine ich vor allem das Bereitstellen von Schutzmaterialien wie Desinfektionsmittel, Überschürzen und Mundschütze. Vor allem Letzteres war bei einigen Betrieben offensichtlich Mangelware, weshalb Vorgesetzte auf die glorreiche Idee kamen, diese zu rationieren.

Dies geschah in einem Ausmass, dass diese Schutzmassnahme nicht mehr wirksam war. Kein Feuerwehrkommandant würde einen seiner Feuerwehrleute ohne entsprechende Schutzkleidung in ein brennendes Haus schicken. Doch genau das haben einige Arbeitgeber offensichtlich mit ihren Mitarbeitern getan.

Pflegende sind keine Superhelden, so sehr sie auch in dieser Krise zu eben solchen hochstilisiert wurden.

Und weil sie auch menschlich sind, können auch sie an Covid-19 erkranken. Das ist selbstverständlich auch geschehen und sie hätten ebenfalls ein Recht auf Genesungszeit gehabt.

Ganz zu schweigen davon, dass auch sie ansteckend waren und zum Schutz aller in Quarantäne gehörten. Ich schreibe bewusst in der Möglichkeitsform, da es Betriebe gab, die sich nicht in der Lage sahen, diese Personalausfälle zu kompensieren.

Ihre Lösung sah dann so aus, dass sie ihre Mitarbeiter dazu aufforderten, trotz Krankheitssymptomen weiter zu arbeiten. Ein solches Verhalten demonstriert die Führungsschwäche der Vorgesetzten auf eindrückliche Weise.

Wir alle wissen – es wurde nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. Jedenfalls in der Deutschschweiz.

Dafür bin ich und bestimmt auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen unendlich dankbar. Da viele reguläre Behandlungen nicht gemacht werden durften, erlebten einige Betriebe eine regelrechte «Flaute».

Dies und die vielerorts eingeführten 12-Stundenschichten führten zu Minusstunden an der Basis. Und obwohl die Gesetzeslage relativ klar scheint, versuchen viele Betriebe diese Minusstunden auf die Arbeitnehmer abzuwälzen. Ich frage mich, behandelt man so seine Mitarbeitenden, die auf dem Arbeitsmarkt so schwer zu finden sind?

Mit dieser letzten Frage sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Pflegefachpersonen sind rar. Grundsätzlich können sie sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Und genau das, sollten wir jetzt auch tun.

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Ich bin der Meinung, dass wir jetzt die Konsequenzen ziehen müssen und Arbeitgeber, die uns in der Krise weder geschützt noch gestützt haben und uns jetzt auch noch verarschen, oder netter ausgedrückt, für dumm verkaufen wollen, verlassen sollten.

Ich weiss, das ist auf den ersten Blick nicht so einfach wie es klingt, doch es ist an der Zeit, dass wir zeigen, dass eine rote Linie überschritten wurde. Einige Arbeitgeber werden dann vielleicht erzählen, dass ihnen das nicht weh tut, sie hätten genügend Bewerbungen.

Spätestens dann sollte die Kündigung umgehend auf deren Tisch liegen. Oder wollt Ihr für jemand arbeiten, der Euch ganz offensichtlich anlügt?