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Krummsparen

Diese Lohnexzesse sind ein Skandal!

Michael Schmieder: «Kann es sein, dass es sich auf dem Rücken der Menschen, die alt, krank und gebrechlich sind, besser sparen lässt? Ihr Rücken ist ja oft schon krumm, so geht es einfacher, noch etwas drauf zu laden.» Bild Ulli Reinhard

Gewisse Schweizer Ärzte erzielen mit Privatpatienten jährlich Millionen-Umsätze. Chronisch kranken Menschen mit allgemeiner Versicherung hingegen kürzen Politik und Justiz laufend die Leistungen.

Der «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens SRF berichtete am 16. April über Honorare, die Ärzten aus Privatversicherungen ausbezahlt wurden und werden.

Wir haben uns schon fast daran gewöhnt, dass es Menschen gibt, die das System der Finanzierung von Gesundheitsleistungen bis an die oberste Obergrenze ausnützen. Letztlich schöpfen sie nur aus, was das System ihnen ermöglicht.

Und das ist halt das Anrichten mit der ganz grossen Kelle, schamlos, skrupellos. Einzelne Ärzte der Hirslanden-Kliniken, so zeigte der Beitrag des «Kassensturz» auf, erzielen jährlich einen Umsatz von über einer Million Franken, bei einem waren es gar fünf Millionen Franken.

Der eigentliche Skandal liegt darin, dass auf der einen Seite die Kassen mit höchstrichterlichem Segen aufgehört haben, Pflegematerialien wie Einlagen, Verbandmaterialien, Spitzen usw. zu bezahlen. Auf der anderen Seite fühlen sich die Kassen ausserstande, die Lohn-Exzesse gewisser Ärzte zu verhindern.

Warum gelingt es den Kassen, sich bei allgemein versicherten Menschen aus der Verantwortung zu stehlen?

Warum bezahlen sie jahrelang – offenbar in geheimen Verträgen mit Kliniken festgehalten – viel zu hohe Arzt-Honorare für die Leistungen der Privatpatienten?

Kann es sein, dass die Kassen keinerlei Interesse daran haben, dass etwas günstiger wird? Kann es sein, dass bei einer Verteuerung des Systems die Kassen automatisch mitverdienen? Dass es bei ihnen so höhere Prämien, höhere Umsätze, höhere Personaldichte, höhere Löhne, höhere Boni gibt?

«demenzjournal.com hilft Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen mit Wissen und Verständnis. Das schafft positive Lebensimpulse.»

Kurt Aeschbacher, Moderator und Verleger

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Kann es sein, dass auch die Politik kein Interesse hat, daran etwas zu verändern?

Könnte es sein, dass die Verflechtungen zwischen einzelnen Politikern (man wagt nicht mehr von Volksvertretern sprechen) und den verschiedenen Krankenkassen zur Zementierung des Status Quo beitragen? Könnte es sein, dass der Alltag für die Pflegenden und Institutionen noch schlechter wird?

Kann es sein, dass es sich auf dem Rücken der Menschen, die alt, krank und gebrechlich sind, besser sparen lässt? Ihr Rücken ist ja oft schon krumm, so geht es einfacher, noch etwas darauf zu laden.

Diese Offensichtlichkeit, wie das alles geschieht, diese Respektlosigkeit vor den betroffenen alten Menschen, diese Schamlosigkeit, wie heute das System ausgenutzt wird: Darüber rege ich mich so auf!