«Was will denn der schon wieder?»-«Du kannst jetzt nicht zur Arbeit, es ist mitten in der Nacht!»-«Kann denn niemand aufpassen? Wir können nicht verantworten, dass Frau S. selber aufsteht, das Sturzrisiko ist zu gross.»
So oder ähnlich tönt es immer wieder. Zu Hause und in Heimen – dort, wo Menschen sind, die sich gerne bewegen, Menschen, die rastlos sind oder einen unsicheren Stand haben. Manchmal stürzt auch jemand.
Dies beschäftigt Angehörige, Betreuende und Pflegende intensiv. Es ist schwierig, jemandem zu sagen, er solle nachts nicht zur Arbeit gehen, wenn er schon hundert Mal die Türklinke in die Hand genommen hat. Wenn er anfängt zu schreien, weil die Tür abgeschlossen ist. Schwierig ist der Umgang auch mit Menschen, die an Orte gehen, wo sie andere stören oder den Weg zurück nicht mehr finden.
Stürzen statt stehen, irren statt gehen
Bewegung ist unter solchen Umständen schnell negativ besetzt. Die Ressource wird zum Problem, wenn der Betroffene stürzt statt steht, wenn er irrt statt geht. Das RAI-System (Resident Assessment Instrument) definiert die Unterschiede zwischen umherirren, ziellosem Umhergehen und absichtsvollen Spaziergängen. Werfen wir einen genaueren Blick darauf.
Umherirren ist eine Form von Bewegung und stellt ein Problem dar. Damit wird die Bewegung bereits gewertet, was nichts Gutes bedeutet. Wer umherirrt, hat kein Ziel. Wer in unserer Zeit kein Ziel hat, ist nicht auf dem richtigen Weg, denn wir haben immer ein Ziel, wenn wir uns bewegen. Wir möchten es so gerne genau wissen: Was ist dein Ziel, wonach suchst du? Wir Gesunden entscheiden, ob die Bewegung positiv oder das Umherirren negativ besetzt ist.