25. März 2007 – Im Spital
Paul blutet, Problem mit der Prostata. Grosse Aufregung, es ist Sonntag, ich bringe Paul in den Notfall. Er ist völlig durcheinander, ich habe Angst es könnte einen epileptischen Anfall auslösen. Er erträgt keinen Stress.
Mein Tagebuch
Diese Aufzeichnungen sind ehrlich, ungeschminkt, offen und authentisch. Mit der Veröffentlichung im Internet gehe ich bewusst das Risiko des mich (zu sehr?) Öffnens ein – aber mit brennendem Herzen. Meine Notizen zeigen ein eigenes, persönliches und ungeschöntes Bild vom Begleiten meines dementen Partners. Mögen diese Tagebucheinträge Menschen in ähnlicher Situation helfen.(uek)
Hier finden Sie alle bisher veröffentlichten Tagebucheinträge.
Und Blut sehen kann er noch weniger, ja es stresst ihn aufs äusserste, ein Kindheitstrauma. Beim Spielen in der Deponie war er auf eine Scherbe gestürzt, sein Unterarm wurde aufgeschlitzt, das Blut schoss heraus. Die Spielkollegen rannten in Panik weg, Paul war ohnmächtig geworden. «Zufällig» kamen zwei junge Männer vorbei, ausgebildete Samariter, die ihm das Leben retteten.
Er wird vorläufig im Spital bleiben müssen. Armer Paul! Wieder eine neue Umgebung, Veränderung, Ängste und Verwirrung. Doch jetzt lässt er meine Nähe gerne zu und ich kann ihn trösten, beruhigen.
Es wird spät, ungern gehe ich nach Hause. Komisch, zuhause versuchte ich ihm auszuweichen und nun kann ich ihn kaum verlassen.
28. März 2007 – Stress pur
Gestern Abend konnte ich Paul abholen. Er ist ruhiger und in sich gekehrt. Er ist glücklich und freut sich sehr mich zu sehen. Er geniesst sichtlich meine Küche mit gewohntem Dank und Kompliment. Es ist fast so harmonisch und vertraut wie früher.
Gegen Abend grosse Aufregung: Paul hat Harnverhalten! Nichts geht mehr und wieder Blutung. Schon wieder Notfall. Er bekommt einen Blasenkatheter, kann dann aber doch nach Hause.
19. April 2007 – OP geplant
Seit dem 15. ist Paul erneut im Spital für eine Prostata OP. Am Montag sollte operiert werden. Dann das hin und her, der Entscheid wurde immer wieder verschoben, vom Vormittag auf den Nachmittag, dann auf den nächsten Tag.
Dann kommt der Bescheid, es sei doch zu riskant den Blutverdünner abzusetzen für die OP. Pauls Nerven wurden strapaziert, doch er liess sich diesmal von mir vertrösten und ablenken. Schliesslich wurde der Katheter entfernt, man könnte es ja mal versuchen. Und es klappte! Aufatmen, heute kann ich Paul nach Hause holen!
6. Juni 2007 – Wunschträume
Manchmal wünschte ich mir eine Oase. Oder eine kleine Insel, habe Sehnsucht nach Ruhe, Ruhe. «Bitte nicht stören». Ich fühle mich andauernd getrieben, beschlagnahmt, angegriffen, finde kaum mehr einen Ruheort. Paul ist unruhig, läuft mir nach, Schritt auf Tritt, frägt immer wieder nach Dingen, die ich schon x-Mal erklärt habe.