Von Christian Leibinnes

Alzheimer ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Die meisten der 1,2 Millionen Patienten in Deutschland sind älter als 65 Jahre. Die Auswirkungen der häufigsten Form der Demenz betreffen aber oftmals die gesamte Familie. Menschen mit Alzheimer verändern sich mit Fortschreiten der Krankheit.

Dr. Christian Leibinnes ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Kontakt: c.leibinnes@alzheimer-forschung.de

Erst sind es Lücken im Gedächtnis, Orientierungsprobleme oder Wortfindungsstörungen, später beeinflusst die Erkrankung die gesamte Persönlichkeit. Für Patienten und Angehörige ist das ein schmerzvoller Prozess – auch Kindern bleiben die Veränderungen nicht verborgen.

Helfen möchte die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e. V. (AFI) aus Düsseldorf mit ihrem Angebot AFi-KiDS. «Ziel des Angebots ist es, bei Kindern ein Bewusstsein für die Symptome der Alzheimer-Krankheit zu schaffen und einen Aufhänger für gemeinsame Gespräche und Austausch innerhalb der Familien zu bieten», sagt Alin Boyaciyan von der AFI.

Quelle AFI/YouTube

Drei Fragen und Antworten

Wie erkläre ich meinem Kind die Alzheimer-Krankheit?

Erklären Sie, was der Grund für die Vergesslichkeit ist. Lesen Sie gemeinsam die Comicgeschichten der AFi-KiDS. Hier werden die Funktionen des Gehirns erklärt und was bei der Alzheimer-Krankheit passiert. Machen Sie Ihrem Kind den Unterschied zu heilbaren Erkrankungen wie einer Grippe klar. Die AFI hält für Erwachsene verschiedene Ratgeber bereit, mit denen Sie sich einen Überblick verschaffen können.

Wie können sich Kinder mit Alzheimer-Patienten beschäftigen?

Die Alzheimer-Krankheit ist ein schleichender Prozess und bedeutet keine abrupte Passivität für den Patienten. Sie sollte als Beginn eines neuen Umgangs miteinander verstanden werden. Kinder können sich an die Veränderungen gewöhnen, auch wenn sie sich anfänglich verunsichert fühlen.

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, eine geeignete Beschäftigung mit den Grosseltern zu finden. Ideen dazu finden Sie in der Biographie des Patienten. Über frühere Hobbys oder den ausgeübten Beruf, sowie Aktivitäten, die die Sinne und Gefühle ansprechen, findet man Zugang zum Patienten.

Für die Kommunikation mit den Grosseltern eignen sich einfache Fragen, die mit Ja und Nein beantwortet werden können. Gemeinsames Lachen über Situationen hilft allen – Patienten für Missgeschicke auszulachen, dagegen nicht.

Was können Sie tun, wenn Ihr Kind besorgt ist oder Ängste zeigt?

Fragen Sie, was Ihr Kind fühlt und nehmen Sie Gefühle wie Verunsicherung und Angst wahr. Zeigen Sie Perspektiven auf, indem Sie Vorschläge machen, was Ihr Kind mit oder für Oma oder Opa tun kann. Mit einem gemalten Bild macht es dem Grosselternteil nicht nur eine Freude, sondern verarbeitet auch seine eigene Gefühlswelt.

Wenn Ihre Bemühungen nicht anschlagen, ist es ratsam, mit einer Familienberatung oder einem Kinderpsychologen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht genügt hier schon ein Gespräch zwischen Ihnen und einem Therapeuten, um sich weiteren Rat zu holen.

Es kann hilfreich sein, auch die Lehrer und das weitere soziale Umfeld Ihres Kindes über den gesundheitlichen Zustand des erkrankten Grosselternteils zu informieren.

Webseite und Begleitbuch

Die komplett überarbeitete Webseite AFi-KiDS.de erklärt mit verschiedenen Comic-Geschichten, wie das Gehirn funktioniert, wie Neues gelernt wird und was bei der Alzheimer-Krankheit passiert.

Monatliche Aktions- und Basteltipps laden Kinder dazu ein, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und gemeinsam mit ihren Grosseltern Zeit zu verbringen. Informationen für Eltern und Lehrer ergänzen das Angebot.

Das dazugehörige Kinderbuch bietet neben Basisinformationen auch weiterführende Inhalte wie ein Hirn-Quiz, Ausmalbilder oder ein Rezept zum Backen von «Hirnis».

Das Kinderbuch AFi-KiDS wissen mehr kann kostenfrei bestellt werden bei:

Alzheimer Forschung Initiative e. V.
Kreuzstraße 34, 40210 Düsseldorf
Telefon 02 11/86 20 66-0

www.alzheimer-forschung.de/afi-kids-buch

Hier finden Sie unsere kostenlosen Informationsmaterialien als Ratgeber, Broschüren oder Downloads. Sie können bis zu drei Titel bestellen.

Lesetipp

Jori, Urma und Herr Brause. Ein Kinderfachbuch über Altenheime

Jori besucht seine Uroma, die er liebevoll Urma nennt, in einem Altenheim. Ein langweiliger Ausflug? Nicht für Jori! Auf seiner Entdeckertour durch das Heim begegnet er Herrn Brause und anderen BewohnerInnen, die dort ein neues Zuhause gefunden haben. Und er hätte nicht gedacht, dass ein Flohzirkusdirektor und eine Königin hier gemeinsam musizieren.

Dieses Kinderfachbuch zeigt fantasievoll, dass das Altenheim ein Ort der Begegnung ist und jeder Mensch spannende Geschichten zu erzählen hat. Der Fachteil von Heimleiter Michael Graber-Dünow gibt Hintergrundinformationen und hilft Eltern, ErzieherInnen und PflegerInnen dabei, die Besuche für Kinder vorzubereiten und zu begleiten. Für Kinder ab 5 Jahren.

Veronika Demes/Judith Loske/Michael Graber-Dünow: Jori, Urma und Herr Brause. Ein Kinderfachbuch über Altenheime, Mabuse Verlag, 2020, 57 Seiten, ISBN: 978-3-8632-1531-6, 16,95 Euro