Jeder, der irgendwo in der Gegend um Zürich mit Menschen mit Demenz zu tun hat, kennt die 28-Jährige Lisa Bögli. Meist nur mit einer roten Nase und zerzaustem Haar ausgerüstet, geht sie auf die Menschen zu und bringt sie mit Puppen oder Marionetten zum Lachen – manchmal auch zum Weinen.

Oft genügt ein sanfter Blick, eine zögerliche Berührung oder eine alte Volksweise, die sie mit tragender Stimme vorträgt, um zu den Menschen vorzudringen. Zum Staunen bringt sie Jung und Alt, wenn sie mit viel Geschick gigantische Seifenblasen in den Himmel entlässt. Sie bringt die filigranen Monster zum Tanzen – und sie selbst steht mittendrin.

Der Bewegungsschauspielerin, ausgebildet am Zürcher Comart Physical Theater, fällt es nicht schwer, das über Jahre Gelernte über Bord zu werfen, wenn sie Menschen mit Demenz begegnet. Oder sie setzt ihr Können so dezent ein, dass man es kaum wahrnimmt. 

Es gehe ihr nicht darum, bei diesen Begegnungen und Besuchen ihr ganzes Repertoire auszupacken, sagt die junge Frau.

«Ich hätte noch so viel Luft nach oben, doch ich muss mein Können in diesen Begegnungen nicht ausschöpfen.»

«Es ist einfach nicht nötig. Ich muss einfach loslassen, es geht hier nicht um mich.» Es sei auch nicht wichtig, hunderte Lieder auswendig zu können, denn oft werde nur das eine Lied gewünscht, dieses dafür gleich dreimal hintereinander. 

Lisa Bögli versucht den Bedürfnissen gerecht zu werden, die gerade entstehen. Ihr eigener Wunsch nach expressivem Ausdruck müsse in diesen Momenten hintanstehen. 

Dieses Bedürfnis darf die bald dreifache Mutter dann ausleben, wenn sie an Hochzeiten oder Galaveranstaltungen mit Seifenblasen tanzt oder mit dem Ensemble Herz-Feuer aufregende Feuershows inszeniert. Dort darf sie die Bühne geniessen und erntet den wohlverdienten Applaus. 

Lisa Bögli mit roter Clown-Nase.Marcus May