Der kleingewachsene Mann, mittlerweile 74-jährig, sprüht vor Energie. Seine Handorgel scheint mit ihm verwachsen zu sein, das wunderschön gearbeitete Instrument schmiegt sich an ihn. Aus dem Stegreif kann Otto Spirig dutzende, vielleicht gar hunderte Lieder einfach mal so runterspielen, ohne lange zu überlegen, seine flinken Hände huschen über die Tastatur, seine Stimme verzückt die Zuhörenden.

Im Demenzzentrum Sonnweid genügt es nicht, einfach ein Programm abzuarbeiten. «Hier bin ich schon etwas mehr gefordert», sagt der studierte Philologe. Hier sei jede Begegnung Beziehungsarbeit, da komme man nicht daran vorbei. Es sei ein dauerndes Abwägen, ständig müssten Entscheidungen getroffen werden: «Überfordere ich mein Gegenüber? Will sie, dass ich aufhöre? Soll ich schneller spielen? Herr P. läuft einfach davon, der will heute nichts wissen von mir …»

Das sei eben die grosse Herausforderung, wenn man mit Menschen mit Demenz arbeite: «Du weisst nie, was dich erwartet.»

Im Video erzählt Otto Spirig mehr zu seiner Arbeit als Musiktherapeut.