«Die kommende Bundesregierung muss erklären, wie sie diese für pflegebedürftige Menschen und Beschäftigte gefährliche Entwicklung unterbindet», sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.

«In der Pflege muss es um die Menschen gehen. Stattdessen spielen immer häufiger Profitinteressen eine zentrale Rolle». Der Anteil privatwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland stieg zwischen 1999 und 2015 von 43,7 auf 52,3 Prozent. Die Tendenz sei weiter steigend. Zuletzt hätten insbesondere Finanzinvestoren und ausländische Großkonzerne die Pflege als Profitquelle entdeckt.

Situation in der Schweiz

Die Pflege sei ein Wachstumsmarkt, dies würden verschiedene Studien belegen, bestätigt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Berufsverbandes SBK. Der SBK habe bisher die Meinung vertreten, dass es unabhängig von der Trägerschaft in erster Linie darauf ankomme, wie professionell die Betriebe hinsichtlich der Pflege und Betreuung der Heimbewohnerinnen und -bewohner aufgestellt seien. «Es ist aber auch klar, dass deutliche Anreize bei privaten Anbietern (Profitunternehmen) vorhanden sind, Geld aus den Betrieben zu nehmen und dieses beispielsweise ihren Aktionären als Dividende auszuzahlen», sagt Yvonne Ribi.
(may)

So wurden der ehemals städtische Pflegeheimbetreiber «Pflegen und Wohnen» in Hamburg und die Berliner Unternehmensgruppe Vitanas an den US-Hedgefonds Oaktree verkauft.

Auch Alloheim mit seinen 165 Einrichtungen und 14.500 Beschäftigten steht laut Medienberichten zum Verkauf. Die US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle hatte die Pflegeheimkette erst 2013 vom britischen Konkurrenten Star Capital übernommen. Um die Marseille-Kliniken sowie einen Teil der im Pflegebereich engagierten AviaRent Capital Management gibt es ebenfalls Verkaufsgerüchte.*

«Es ist unverantwortlich, die Pflege den Finanzinvestoren auszuliefern. Die Fonds sind auf kurzfristige Profitmaximierung ausgelegt.»

Sylvia Bühler

«Sie setzen alles daran, den Wert ihrer Investments durch aggressive Expansion und Kostensenkung zu steigern».

Beschäftigte und pflegebedürftige Menschen hätten das Nachsehen. Die Methoden der finanzgetriebenen privaten Konzerne setzten auch öffentliche und freigemeinnützige Träger unter Druck und wirkten sich daher negativ auf die gesamte Branche aus, so Bühler.

Die Politik ist gefordert, sagt Bühler an die Adresse der Parteien. «Profitgier hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen.» Die Regierung müsse für eine rasche, bundesweit einheitliche Personalbemessung sorgen und regeln, dass es einfacher werde, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären.

Diese müssten dann in allen Einrichtungen unabhängig von ihrer Trägerschaft gelten. Mit einer solidarischen Bürgerversicherung könne die Altenpflege zudem auf eine solide  finanzielle Grundlage gestellt werden.