Susanna und Marc verbindet eine langjährige Beziehung, die von Austausch, Ehrlichkeit und freigeistigem Denken geprägt ist. Eine Beziehung, die in einem Antiquariat in Basel ihren Anfang nahm. Wir haben Susanna Erlanger in Graubünden besucht und bei einer Tasse griechischen Kaffees nach ihrer Geschichte gefragt.
demenzjournal: Auf den Fotos sieht man, wie nah ihr euch seid. Wo hast du Marc kennengelernt?
Susanna Erlanger: Marc hatte ein Buchantiquariat in Basel. Ich wohnte im selben Quartier und bin gern zu ihm gegangen, weil ich ihn einen spannenden Menschen fand. Wir haben von Anfang sehr persönliche Gespräche geführt.
Er liebte es, anderen Leuten zu begegnen. Das war auch der Hauptgrund, warum er ein Antiquariat besaß.
Ich unterrichtete damals Sonderklassen. In der Schule haben meine Kollegin und ich eines Winters händeringend jemanden gesucht, der den Nikolaus spielt. Marc liess sich schließlich dazu überreden.
Und als er dann vor den Kindern saß, habe ich gemerkt, dass ihn das Staunen und die Sprachlosigkeit der Kinder sehr berührte. Als ich ihn später hinausbegleitet habe, hat er fast geweint. Da habe ich ihn umarmt.
Am anderen Tag beim Mittagessen habe ich zu meiner Kollegin gesagt: »Ich glaub, ich hab mich in den Nikolaus verliebt. Aber der ist über zwanzig Jahre älter als ich. Was soll ich tun?« Und sie meinte: »Pack das Leben! Nimm an, was du fühlst!« Also bin ich zu Marc ins Antiquariat gefahren. Seither waren wir nie mehr getrennt.
Was mochtest du an ihm?
Ich habe lange auf einen Mann gewartet, der seine Gefühle zeigt, der Mensch sein kann und sich nicht für irgendein Gesellschaftsbild verbiegt. Uns beiden ist das Gespräch sehr wichtig. Ehrlichkeit zu sich und anderen.
Wie lange kanntest du Marc da schon?
Etwa drei Jahre. Ich hatte ihn nach einem Zwischenfall länger nicht gesehen. Dann traf ich ihn eines Samstagmorgens am Kiosk. Er spielte Lotto. Ich spiele ja nichts und finde Lotto … naja. Aber Marc meinte, man müsse auch dem Himmel eine Chance geben.
Und plötzlich hatte ich diese sonderbare Eingebung: Diesen Mann wirst du heiraten. Dann vergingen zwei Jahre, in denen ich andere Beziehungen hatte; die Eingebung hatte ich vergessen. Erst als wir dann zusammen waren, habe ich mich wieder daran erinnert.
Vielleicht warst du Marcs Lottogewinn.
((lacht)) Da müsstest du ihn fragen! Wir sagen immer – auch jetzt, wo Marc kaum noch reden kann: Wir haben solches Glück, dass wir einander gefunden haben.
Gibt es Momente, die dir besonders stark in Erinnerung sind?
Unzählige! Im Blog beschreibe ich unter anderem, wie Marc im Meer schwimmt. Es sind keine konkreten Ereignisse, es ist die ganze Zeit des Gemeinsam-Seins. Ja – ich konnte wirklich sein, wie ich bin. Und Marc auch.
Gestern hat er mir gesagt: »Ich kann alles bei dir.« Er kann alles sein bei mir.
Es ist eine Grundliebe da. Und es ist ein Wahnsinnsglück, das erleben zu dürfen.