Der Mann nahm seit Jahren das Medikament Warfarin, damit sich kein Blutgerinnsel bildet, das einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen könnte. Doch seine Diät hatte fatale Folgen. Die im Cranberrysaft enthaltenden Flavonoide liessen das Warfarin stärker wirken. Sie hemmen nämlich ein Enzym, das Warfarin abbaut. Der Mann starb an Blutungen im Herzen und im Darm.
«Inhaltsstoffe im Essen oder in Getränken können die Wirkung von Medikamenten ziemlich verändern», sagt Klaus Mörike, Klinischer Pharmakologe am Unispital in Tübingen. «Bei bestimmten Arzneimitteln muss man vorsichtig sein.» Es gibt bisher jedoch keinen wissenschaftlichen Überblick, wie häufig das vorkommt und was den Patienten dabei passiert.
Die Dosis an die Essgewohnheiten anpassen
Selbst bei Medikamenten, bei denen Wechselwirkungen gut bekannt sind, kommen Ärzte diesen oft nicht gleich auf die Spur. So wie bei der 64-jährigen Frau nach der Herzklappen-Operation. Ihre Verwandten meinten es gut mit ihr und brachten Multivitamintabletten für eine schnelle Genesung mit.
Michael Wolzt, Kardiologe an der Uniklinik für Klinische Pharmakologie an der MedUni Wien wunderte sich indes, warum das blutgerinnungshemmende Phenprocoumon nicht wirkte, was die Patientin genau wie den 70-Jährigen vor Blutgerinnseln schützen sollte.
Er dosierte das Phenprocoumon höher, aber das Blut gerann immer noch zu stark. «Ich fand erst nach Wochen und mit hartnäckigem Fragen heraus, dass es an den Multivitamintabletten lag», erzählt Wolzt. Die enthielten auch Vitamin K, was die Wirksamkeit von Phenprocoumon stark schwächte.
«Zu viel Vitamin K – etwa eine grosse Portion Spinat oder Kohl auf einmal – sollte man sich als Phenprocoumon-Patient verkneifen», sagt Mörike. Zähle Grüngemüse aber zu den Leibspeisen, könne der Arzt auch eine höhere Dosis verschreiben. Anders herum muss die Dosis reduziert werden, wenn es vom Speiseplan verschwindet – denn sonst könnte es zu lebensgefährlichen Blutungen kommen, etwa im Hirn.